Sonntag, 27. März 2016

Studienreisen- die Idee

Ich bin interessiert an Städten und Nationalitäten, wie mit Architektur im Bezug zur Stadt zum Menschen insbesondere wie Architektur im Bezug zu unseren Kleinsten umgegangen wird. 
Ich bin auf der Suche nach Konzepten, die den Menschen im Maßstab zum Gebauten und zur Umgebung stellt. 
Ich bin auf der Suche nach Orten, die authentisch sind und die leben.
Ich suche Gespräche mit Bewohnern und besuche Veranstaltungen. 

Vorrangig interessierten mich Schulen, Kindergärten, der öffentliche Raum, sowie die damit zusammenhängende Städte- und Verkehrsplanung. 
Zusätzlich resultiert daraus das Interesse in der Pädagogenausbildung, bzw. die Themen der Gesellschaft, die sich darin sehr stark spiegeln.

Meine erste Architekturreise startete ich im Oktober 2015.
Meine erste Stadt: Kopenhagen. 
In einem nachfolgenden Beitrag möchte ich auf die Stadt, die Gesellschaft und etliche Bildungsbauten eingehen. Eine faszinierende Reise, eine faszinierende Stadt!

Orestad skole

House 8- Kindergartenausflug

Orestad Gymnasium



Amagarfaelled: Radweg von Orestad zum Tietgenkollegiet- Studentenheim im Univiertel

Kalvebod Brygge- Kalvebod wave

Fußgänger- und Radbrücke: Cirkelbroen von Olafur Eliasson 
Superskilen

Superskilen


Für 2016 geplant: 

* Zürich
* London
* Helsinki




Donnerstag, 3. März 2016

Besuch.Hellerup Skole.Dänemark.

Die Hellerup Skole in Kopenhagen. Die Schule, die mich begeisterte.


Diese Art zu lernen/ lehren animierte mich einen Studienplan  für meine Diplomarbeit zu entwickeln, um die Räumlichkeiten eruieren zu können.
Während der Ausarbeitung der Diplomarbeit hatte ich bereits Kontakt mit Lotte Mylenberg, Pädagogin und Leiterin der Oberstufe.

Sie konnte mir meine Zweifel nehmen und meine Vorstellungskraft für das selbständige Lernen schärfen.
Ich muss gestehen, dass ich mir anfangs mit dem Gedanken schwer tat, dass sich Kinder aus eigenem Interesse und Begeisterung selbständig bilden.
Die anschaulichen Schilderungen von Lotte begeisterten mich.
Denn eine Schule, in der Kinder begeistert lernen, war mir bislang neu.
Die Pädagogin war bereits im Planungsprozess der Schule beteiligt.



Unter dem Leitgedanken “Vom Konzept zum Raum” wurde die Hellerup- School entworfen. Die Aktitema Architekten haben gemeinsam geplant mit Lehrern, Eltern, Schüler, Gemeindevertreter und Experten. Konzepte wurden ausgearbeitet, die die Bedürfnisse jedes einzelnen betreffen.
Ein Vorzeigeprojekt der Zusammenarbeit.



Im Zuge meiner ersten Studienreise nach Kopenhagen besuchte ich Lotte Mylenberg und überzeugte mich selbst von der Schule.

Hellerup liegt im Nordosten von Kopenhagen. Von der Schule aus kann man das Meer sehen.
Als ich bei der Schule ankam, hatten die Kinder gerade Pause und spielten auf den Hügeln vor der Schule. Vor der Schule parkten ca. 100 Räder.

Ich traf Lotte im obersten Stock. Sie unterrichtete gerade Mathematik. Sie stellte mich vor und lud mich ein den Unterricht zu beobachten.
Die Kinder grüßten kurz, als ob sie es gewöhnt wären, dass jemand zu Besuch kommt, und folgten weiter dem Unterricht.
Die Kinder saßen in Gruppen zusammen, 2-4 Kinder an einem Tisch. Nur ein Mädchen wollte lieber alleine an einem Tisch sitzen. Gesamt ca. 12 Kinder.
Peter ist Psychologe und betreut die Kinder der Oberstufe. Er hat ein Ohr für die Probleme der Kinder,- hilft aber auch beim Lernen.
Die Kinder übten gerade ein paar Beispiele gemeinsam mit Lotte. Auch die Kinder nennen sie beim Vornamen.
Danach gab es einige Übungsbeispiele selbständig zu lösen.
Lotte betreut zeitgleich die Gruppe nebenan, die währenddessen selbständig arbeitete.
Als Lotte in den Nebenraum ging, erwartete ich eine erfreute Unruhe seitens der Kinder, doch die nahmen nur am Rande Notiz, dass die Lehrerin den Raum verlassen hatte.
Sie kümmerten sich nicht darum und gingen weiter ihren Aufgaben nach.
Ein Bub legte sich mit seinem Heft auf den Boden und rechnete im Liegen weiter. Auch andere Kinder standen auf, verließen den Raum und kehrten wieder an ihren Tisch zurück.
Nach gewisser Zeit kam Lotte zurück und erkundigte sich, ob es Unklarheiten gäbe. Der Bub rechnete immer noch am Boden.
Warum denn nicht, antwortete sie, als ich sie fragte, ob es sie denn nicht störte, das der Bub sich auf den Boden legte.



Im Anschluss war Pausenzeit. Eine Stunde Pause für alle. Zeit zum Essen und Zeit um etwas zu lesen oder spielen.
Ich aß mit Lotte und einigen KollegInnen im Teamraum.
Sie waren neugierig, was mich in die Schule führte und berichteten mir aus ihrer Erfahrung auf der Hellerup Skole.

Sie waren trotz erhöhtem Arbeitsaufwand froh auf dieser Schule zu unterrichten, wo die Schüler nicht nur in den Fächern gelehrt werden, sondern vor allem soziale Fähigkeiten erlangten.
Eine weitaus fundiertere Basis mit Selbstbewusstsein.
Die Kinder seien lösungsorientierter und ausgeglichener. Und sie werden ernst genommen.
Es gibt keine Wände in den oberen Geschossen, in denen sich die Oberstufe befand,- die Lautstärke sei teilweise anstrengend. Die Pädagogen passten daraufhin den Lehrplan an die Lautstärken an,- somit werden zeitgleich Fächer mit ähnlichem Lärmpegel unterrichtet.

Was vermisst wird, sind Flächen für das Befestigen und Ausstellen der Arbeiten der Schüler um deren Identifikation und Zusammenhalt zu steigern. Hierfür gibt es aufgrund des Fehlens der Wände nur beschränkt Möglichkeiten. Dies waren die einzigen Anmerkungen der PädagogInnen, was sie, wenn die Schule jetzt neu gebaut werden würde, ändern möchten.

Das Resultat, dass Kinder sich frei entwickeln können, ist es den PädagogInnen wert einen Mehraufwand zu leisten. Das Individuum steht im Vordergrund.




Freitag, 26. Februar 2016

Alphabet. Ein Film von Erwin Wagenhofer.





"We do have this extraordinary power: I mean the power of imagination. Every feature of human culture is the consiquence of this unique capacity.  A capacity is produced an extraordinary diversity of human culture. Of enterprise of innovation, 6000 languages can be spoken on earth. And we are therefore the species which did produce Hamlet, and the work of Mozart and industrial revolution and Hip- Hop and jazz and quantenmechanics and the theory of relativity and the jet engine and all the things that characterize the extraordinary assent of human culture. But I believe that we systematically destroy this capacity in our children. And in ourselves. I pick my words carefully: I don't say deliberately. I don't think it's deliberate. But it happens to be systematic. We do it routinely, unthinkengly and that's the worst of it. Because we take for granted certain ideas about education, about children, about what it is to be educated; about social need and about social utility, about economic purpose. We take this ideas for granted and they turn out not to be true." Sir Ken Robinson

Erwin Wagenhofer ist österreichischer Dokumentarfilmer. Filme wie We feed the world oder Let's make money haben bleibende Eindrücke hinterlassen. Sie zeigen die Folgen der Globalisierung. Alphabet ist der dritte Film dieser Serie: Bildung im globalen Kapitalismus.

Die Worte von Ken Robinson sind der Beginn und der Anfang. Bemerkenswerte Zitate ziehen sich durch den gesamten Film. Man hat das Gefühl einen Notizblock zücken zu müssen und alles aufzuschreiben.
So klar werden die Dinge. Man möchte sie auf keinen Fall mehr missen.
Sätze wie: "98% der Kinder kommen hochbegabt zur Welt. Nach der Schule sind es nur noch 2%."

Viele prominente Experten unterstreichen mit deren Anschauungen und Meinungen das Gesamtkonzept. Experten wie der britische Bildungsforscher Ken Robinson, der deutsche Neurologe Gerald Hüther als Kritiker des steigenden Leistungsdrucks an den Schulen, sowie Thomas Sattelberger: ehemaliger Lufthansa- und Daimler- Benz- Manager, der Absolventen der Wirtschaftsstudiengänge als "geföhnte Bubies und Barbie- Puppen im Business- Look" kritisiert.
Arno Stern, Pädagoge und Gründer des Malorts in Paris, sowie André Stern, Gittarrenbauer, Komponist und Journalist zeigen auf, wie ein alternativer Bildungsweg auch aussehen kann. Andrè Stern ist nie zur Schule gegangen. Er hat in seinem Tempo gelernt. Arno Stern und seine Frau haben darauf vertraut, dass das Kind genial ist. Mit Recht!

Wagenhofer zeigt Filmsequenzen seiner Reise, die auf unglaubliche Art und Weise veranschaulichen, in welch falsche Richtung Bildung gehen kann.
China als PISA- Gewinner. China aber auch am 1. Platz mit der höchsten Selbstmordrate überforderter Schüler.
Nicht nur in China wird Wettbewerb und Konkurrenzdenken groß geschrieben.
In vielen Ländern der EU ist die Schule für Kinder die Hölle.
Ein Kind beneidet die Eltern, weil sie am Wochenende ausschlafen können, oder fernsehen.
Yakamoz Karakurt, Schülerin aus Hamburg hat der Zeitung Die Zeit geschrieben. Im Film liest sie ihren Artikel "Mein Kopf ist voll" vor.

Der Leistungsdruck steigt laut Wagenhofer ständig. Kreativität und Selbstbewusstsein scheinen seitens der Länder nicht gefragt zu sein, dafür Anpassungsfähigkeit und bedingungsloses Erfüllen von Vorgaben, sowie Konkurrenzdenken. Wo bleibt die Nachhaltigkeit?

In Alphabet wird der globale Kapitalismus gezeigt,- wie eine Weltwirtschaft funktioniert. Frei nach den Gesetzen des Marktes. Die Gesellschaft setzt sich so stark unter Druck um zu genügen.
Und sie verliert dabei die Freiheit.


Diplomarbeit.Lignum in Cultura. Der Versuch zu vernetzem Lernen.

"Gebildet ist ein Mensch, wenn er das versteht, was er selber sagt." Theodor W. Adorno

Der Versuch zu vernetztem Lernen. Ein Lernen mit Bewusstsein. Ein Erlernen, das Spaß macht. Lernen um eigenständig zu denken und die Neugierde zu stillen.

Lignum in Cultura. Der Titel meiner Diplomarbeit.
Lat. lignum steht für Holz(als Material), Baum, Schreibtafel. Während cultura Ausbildung, Bebauung, Kultur, Veredelung und Verehrung bedeutet.

Das Thema ist der Wald, das Holz,- das Potenzial Muraus in einer Bildungsstätte,- das die Stärken des Bezirks festigen soll. Der Prozess während der Diplomarbeit stellt das Endprodukt im Konzept und Projekt dar: eine Vernetzung von Themen und Schwerpunkten, die vorweg nicht unmittelbar angedacht waren. Eine Vernetzung, die am Ende dieses Prozesses ein engverwobenes Geflecht ergibt und zig Möglichkeiten für Erweiterungen bietet. So war zu Beginn die Beschäftigung mit meinem Heimatbezirk Murau im Vordergrund. Murau, der Bezirk, der steiermarkweit von Abwanderung am stärksten betroffen ist. Murau, ein Bezirk mit Geschichte,- und nun ist er dabei auszusterben. Eine Stärken und Schwächen- Analyse des Bezirkes ergab das Resultat, dass einerseits zu wenig Bildungsmöglichkeiten, aber vor allem zu wenig Arbeitsplätze vorhanden sind. Vor allem für Menschen mit höherer Ausbildung ist es nahezu unmöglich einen Arbeitsplatz zu finden, und in seiner Heimat sesshaft zu bleiben. Holz und Natur sind im Bezirk Murau prägend. Schon seit Jahrhunderten beschäftigte man sich mit dem Baustoff, aber auch Rohstoff ,- dieser formte so auch die Geschichte. Mit dem Projekt habe ich mir zum Ziel gesetzt einen Versuch anzustellen, der den Bezirk als Vorreiter in nachwachsenden Rohstoffen, in energetischen Systemen, in Forschungsprojekten interessant macht für Wissenshungrige, für Firmen und für Forscher.




Ein Versuch, der es ermöglicht eine Bildungsinstitution zu schaffen, die nicht nur Bildung vermittelt, sondern ein Netzwerk formt, das Firmen und Studierende zusammen mit Forschern zu neuen Erkenntnissen und innovativen Projekten führt. Eine Mischung aus Alt und Jung, Theoretikern und Praktikern. Diese enge Vernetzung von breitem Wissen hat das Potenzial Murau rund um das Thema Holz und Nachhaltigkeit zu manifestieren und sich dadurch wirtschaftlich und gesellschaftlich zu festigen.
Die Idee ist es ein Bildungs- und Forschungszentrum zu bauen, das sich das Ziel gesetzt hat zu vernetzen und Austausch zu ermöglichen.
Als Zielgruppe wurden BHS Schüler, Hochschüler, Forscher, Lehrer und Firmen definiert. Als Schwerpunkte manifestierten sich Potenziale des Bezirks: Holz, Energie und Bionik. Ein Austausch der Generationen: ein Austausch von Schüler, Studenten, Forscher und Firmen. Ein Austausch des Lignum in Cultura mit Murau und der Umgebung.
Das Lignum in Cultura könnte zur pulsierenden Drehscheibe werden, Drehscheibe von Wissen, Austausch und Kommunikation.







Mittwoch, 27. Januar 2016

Jabulani- eine Schule für Johannesburg. erster Kontakt mit Schule

Jabulani bedeutet Freude.
Jabulani ist der Name des Schulgebäudes. Die Namensgebung kam von unseren Freunden, die uns beim Bau halfen: Rust, Ernest und Timber- sie wohnen im Township nebenan. Rust ist von damals an Lehrer auf der Schule. Jabulani ist das Haus, das ich mit 20 Studienkollegen und zwei Betreuern in Johannesburg, ZA baute. Ein österreichischer Molkereibesitzer hat einen Teil seines Grundstückes zur Verfügung gestellt, um eine Schule zu gründen: Ithuba Skills College in Montic, Johannesburg.

Wir sind die MOJOs.


 Die TUGraz und einige andere Universitäten aus Österreich und Deutschland haben in Zusammenarbeit mit freiwilligen Studenten Schulgebäude, Sanitäreinrichtungen, eine Küche mit Veranstaltungssaal, Werkstätten und Wohngebäude für Lehrer entworfen, geplant und gebaut. Direkt neben der Schule wohnen die Kinder in Townships. Für diese Kinder planten wir eine Schule.
Dieser Prozess war wunderbar. 
Ich habe gerade in London gearbeitet, als ich mich für die Stelle in diesem Projekt beworben habe. Es war ein Traum von mir an diesem Projekt, das mir schon seit Jahren bekannt war, teilzunehmen. Wir waren eine bunte Truppe. Bis Mitte Juli wurde das Gebäude entworfen und die Pläne erstellt. Auch die Baukosten wurden von uns organisiert. Parties wurden organisiert und die Baukosten mittels Sponsoren akquiriert. Die ersten Materialbestellungen in Südafrika wurden gemacht.Anfang August  saß ich im Flieger nach Johannesburg, ausgestattet mit Arbeitsschuhen, Arbeitskleidung, Werkzeug und Plänen.Wir mieteten uns Autos und fuhren das erste Mal auf die Baustelle.
Rote Erde, eine riesige Sonne, wunderbare Farben der Natur. Menschen, die Holz und Wasser trugen und dabei auf Zulu Lieder sangen.






Die Kinder stürmten uns entgegen, als sie sahen, wie wir auf die Baustelle fuhren. Kinder mit riesigen, neugierigen Augen in blauen Uniformen. Die vor Aufregung lachten und tanzten und uns gleich mit der Stimmung mitgerissen haben. Eine wunderbare Begrüßung!
Das Grundstück musste ausgemessen werden, die Erde ausgehoben für das Fundament aus Beton. 
Das erste Geschoß wurde großteils aus Ziegelwänden gemauert. Das erste Obergeschoss wurde in Holzriegelbauweise gefertigt. Das Dach mittels Holzfachwerken oder Ziegeldach gebaut. Sanitärräume wurden gebaut, die Treppe gefertigt. Möbel und Türen getischlert.
Wir waren 20 Mädls und Burschen, die großteils noch nicht auf der Baustelle gearbeitet haben. Selbst etwas repariert ja. Kleinigkeiten. Einige von uns in der Kindheit. Wir haben uns selbst in Teams organisiert, in dem Erfahrene mit Praxisfernen zusammenarbeiteten. Binnen kürzester Zeit wusste man, wer mit wem was gerne bearbeitet. Jeder fand seinen Platz.
Immer wieder gab es Feierlichkeiten, die wir mit unseren Arbeitern aus dem Township und den Lehrern feierten. Wir haben gemeinsam gegrillt, gesungen und afrikanische Tänze gelernt. Die Frauen lernten den Frauen den Tanz und die Männer den Männern. Andere trommelten dazu.

Wir haben gefeiert dieses Schulgebäude zu bauen.

Die letzte Feier war die, als wir das Gebäude einweihten. Alle hatte diesen Stolz im Gesichtsausdruck. Die einen, dass sie das Gebäude bauen konnten und die anderen weil sie dieses Gebäude nun beleben können. Und gemeinsam erfreuten wir uns daran.







 Das war mein erster Kontakt mit einem Bildungsbau. Ein sehr prägender. Ich wusste damals noch nicht, dass er meine Zukunft verändert.

6 Monate mit tollen Menschen. 6 Monate um ein Schulgebäude zu bauen.